Kommst du zum Mittagessen mit?

Eines Tages werde ich gefragt, ob ich zum Mittagessen mitkommen will. “Klar, gerne,” ich freue mich immer über Abwechslung. Mit vier Indern sitze ich im Auto und fahre über holprige Feldwege, vorbei an Affen und Papageien. Während der Reise unterhalten sich alle lebhaft, leider auf Telugu, so verstehe ich kein Wort, aber es ist ja auch spannend aus dem Fenster zu schauen.

Nach einer Stunde kommen wir dann endlich in einem Dorf an. Hunderte Menschen sitzen an Tischen und essen. Wir werden abseits von den Dorfbewohnern in die Kirchen (unter einen Ventilator) gesetzt und sofort bedient. Wie immer gibt es reichlich Essen. Leider habe ich meinen Löffel vergessen. Reis und Joghurt (mit ungewaschenen Händen) zu essen finde ich dann doch etwas eklig und frage nach einem Löffel. Nach 20 min bringt mir dann auch jemand einen halb abgebrochenen daher (der wahrscheinlich noch dreckiger ist als meine bis dahin desinfizierten Hände). Aber: Fleisch- und Fischstücke werden immer mit Knochen serviert und ich muss ehrlich sagen, dass die Hände definitif ein besseres werkzeug sind als ein Löffel.

Nach dem Essen laufe ich noch im Dorf herum und werde in ein “Haus” geführt. Dort bekomme ich einen Topf und Süssigkeiten geschenkt. Ich weiss immer noch nicht, was der Grund der Feier ist. Erst als ich riesige Plakate mit dem Foto eines vor einigen Tagen bei uns inder Klinik Verstorbenen sehe, verstehe ich, dass es sich um eine Feier zu ehren des Verstorbenen handelt.

Mir wird erklärt, dass innerhalb der Woche über 1000 Leute erwartet werden.

Kaum Geld fürs Krankenhaus, aber 1000 Leute verköstigen. Schwer für mich zu verstehen, aber ich weiss ja nicht um den Stellenwert solcher Feiern.

 


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